Müller ist ein deutscher Allerweltsname, unauffällig und eher farblos. Eine Telefonbuchmasse.
Person und Name Heiner Müller sind Ausgangspunkt und Basis des 2008/09 für das Studio Akustische Kunst des WDR Köln entstandenen Hörstücks "RUHESTÖRUNG" von Sonja Bender. Darin begegnen sich Heiner Müller, der Schriftsteller, und Heiner Müller, der, andere Berufe ausübend, in Halle, in Dresden, in Berlin und anderswo in Deutschlands Osten und Westen lebt. Denn über achtzig Bürger teilen Vor- und Zunamen mit dem, dessen Deutschlehrer in einer Unterrichtsstunde sagte "Richtige Dichter heißen schon so".
In der Tradition des O-Ton-Hörspiels kombiniert und konfrontiert Bender historische Äußerungen des prominenten Heiner Müller und einige seiner lyrischen Kondensate mit aktuellen Statements anderer, für dieses Projekt "gemieteter" Heiner Müller. Berührt werden Themen wie Schicksale und Karriere, Krieg, Alltag in der DDR und BRD, Mauerfall und Wende, Hoffnung, Tod, den Umgang mit und die Existenz in der (Zeit)Geschichte. Zudem geht es um persönliche Identitäten, auch um die, mit einem so "großen" Namen leben zu müssen oder vielleicht gar zu dürfen.
Das "RUHESTÖRUNG"-Ergebnis ist ein Steinbruch an Verlautbarungen, Gedanken und (Re)Aktionen, zugleich ein polyphones Mosaik, ein radiophones Gegenwartsbild, eine ästhetische Bestandsaufnahme zwanzig Jahre nach dem Mauerfall - ein vielstimmiges Porträt des eben nicht nur einen Heiner Müller, der sich und uns keine Totenruhe gestattet.